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Beide Begriffe sind in der Hundeerziehung allgegenwärtig und kein Hundebesitzer kommt drum herum sich mit Ihnen zu beschäftigen. Was aber vorherrscht ist eine eher schwammige, intuitive Auffassung beider Begriffe. Niemand weiß wie sie funktionieren und daher sind die erzielten Ergebnisse oft unzureichend. Was bedeuten aber beide Begriffe? Dieser kleine Artikel soll ein wenig Klarheit in die Begriffswelt bringen.

Dieser Artikel wird zunächst sehr theoretisch die Begriffe erklären und dann darauf eingehen was dies für die Hundeerziehung zu bedeuten hat.

Die Motivation betreffend muss man zwischen Eigenmotivation und Fremdmotivation unterscheiden. In der Eigenmotivation wird der Hund aus innerer Antriebskraft aktiv und zieht aus dieser Tätigkeit selbst positive Erfahrungen. Misserfolge eigenmotivierten Verhaltens wirken sich auf den Hund besonders demotivierend aus. Eigenmotivation ist also eins der mächtigsten Hilfsmittel in der Hundeerziehung. Ermöglichen wir dem Hund durch erwünschtes eigenmotiviertes Verhalten Erfolge, so wird er sein Verhalten besonders schnell darauf ausrichten. Wehren wir im Gegenzug den Anfängen unerwünschten eigenmotivierten Verhaltens indem wir dem Hund ein Erreichen seines Zieles unmöglich machen so haben wir schnelleren und durchschlagenderen Erfolg als wir später jemals wieder erreichen können. Gerade bei Junghunden oder neu in der Familie eingegliederten Tierheimhunden darf die Ausrede der Hund müsse sich erst eingewöhnen nicht gelten. Eigenmotivation ist einer der mächtigsten Mechanismen welche hundliches Verhalten beeinflussen.

Was ist jedoch unter Fremdmotivation zu verstehen? Unter Fremdmotivation versteht man alles was der Hund tut um sozial belohnt zu werden (Spiel, streicheln, Leckerlis) oder um eine Strafe zu verhindern. Fremdmotivation hat bei Hunden den Nachteil eine zunehmend reaktive Verhaltensweise zu fördern da die Anreize mit der Zeit ihren motivierenden Charakter verlieren und immer intensiverer Verstärkung bedürfen.

MIETZEL (2001) schreibt: „ Anhaltende Fremdmotivation wirkt sich stark mindernd auf die Eigenmotivation aus.“

Sicherlich besteht die Hundeausbildung immer aus einer Mischform beider Motivationsformen und jeder Trainer hat seine speziellen Erfahrungen. Rein fachlich betrachtet muss man jedoch festhalten dass eine verstärkt auf Eigenmotivation basierte Ausbildung schneller und effektiver zum Ziel führt. Um gerade bei der Eigenmotivation nicht zu schnell die bereits angesprochenen, besonders weit zurückwerfenden Misserfolge zu sammeln sollte das Motivationsniveau bei neuen Übungen relativ niedrig gehalten werden. Umso freudiger wird der Hund beim nächsten Male die Eigenmotivation einsetzen. Ein – oft in der Hundeausbildung – zu hoch angesetztes Motivationsniveau stresst den Hund und macht Misserfolge umso garvierender für den Lernerfolg.

Was ist jedoch Strafe genau und welche Formen der Strafe gibt es?

Hier unterscheidet man zwischen negativer Strafe und positiver Strafe. Negativ ist in diesem Zusammenhang nicht mit dem Wort „ schlecht oder gar böse “ zu übersetzen, sondern ist im Sinne von etwas vorenthalten zu verstehen. Bei der negativen Strafe wird dem Tier etwas Angenehmes verwehrt oder weggenommen. Da das Verhalten dem Hund nicht das erwünschte Resultat brachte wird er künftig dieses Verhalten seltener zeige.

Positive Strafe dagegen ist nicht im Sinne von guter oder sinnvoller Strafe zu verstehen, sondern im aktiven hinzufügen unangenehmer Konsequenzen für den Hund.O´HEARE legt unter anderem folgende Kriterien für positive Strafen fest.

Ebenfalls kommt er zu der Überzeugung, dass ein Hund positive Strafe mit der Person verknüpft von der sie stammt und positive Strafe den Hund einem Stresslevel aussetzt welches einem optimalen Lernprozess im Wege steht. Stellen Sie sich vor sie müssten in kurzer Zeit ein langes Gedicht auswendig lernen und würden für jeden Fehler eine Strafe bekommen – ihrem Lernprozess würde dies nicht gerade fördern.

Eng gebunden an eine positive Strafe ist die negative Verstärkung welche etwas vom Tier als unangenehm empfundenes – durch positive Strafe hinzugefügtes - wieder entfernt. Als Beispiel wäre das Stachelhalsband zu nennen welches entfernt wird, wenn der Hund das Ziehen aufgegeben hat.

Der Nachteil positiver Strafe liegt darin, dass der Gegenspieler immer die positive Verstärkung ist, die negative Strafe muss immer so massiv ausfallen, dass die Motivation der positiven Bestärkung ( der selbstbelohnende Teil des unerwünschten Verhaltens ) die des erwünschten Verhaltens nicht überwiegt. Was bedeutet dies jedoch im Umgang mit den Hunden? Sowohl positive als auch negative Erfahrungen in der Ausbildung werden stets mit der Gesamtsituation, also auch mit dem Besitzer verknüpft. Hunde lassen sich durch positive Strafe sicher von bestimmten Verhaltensweisen abhalten was jedoch bedeutend schwieriger ist, sind es sie zu bestimmten Verhalten zu animieren. Genau dies wird jedoch oft in der Hundeerziehung versucht. Das Ergebnis sind gestresste, weniger lernbereite Hunde. Wer Stress hat ist jedoch nicht besonders lernfähig.

Hinzu kommt, dass durch positive Strafe Kortisol und Adrenalin in Zusammenhang mit Endorphinen ausgeschüttet wird. Dies ist eine natürliche Reaktion auf Stress welche dazu dient den Körper belastbarer und für den Notfall schmerzunempfindlicher zu machen. Der Strafreiz muss also immer weiter verstärkt werden um wirksam zu bleiben. Im Fall von Aggressionsstörungen kann dieser Hormoncoctail sogar belohnenden Charakter erhalten und das Aggressionsverhalten verstärken.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass eine erfolgreiche Hundeerziehung überwiegend auf Motivation beruhen sollte. Kommt man ohne Strafe nicht aus ist negative Strafe positiver Strafe vorzuziehen. Das wichtigste für einen Lernerfolg ist eine entspannte, von Vertrauen gekennzeichnete Atmosphäre. Welche Methoden man ohne Probleme nutzen kann um den Hund artgerecht zu erziehen kann man im Kapitel Lernverhalten auf dieser Seite nachlesen.

 

 Text: Andreas Noll / Lengerich