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Was war der Grund für die Domestikation des Haushundes?

Sicher nicht die Hilfe des Tieres als Jagdbegleiter, dieses kam erst wesentlich später.

Wenn man einem Rudel Wölfe regelmäßig die Beute klaut, werden diese mit Sicherheit die Menschen meiden. Der Kynologe Erik Zimen, er hielt selbst Wölfe und andere Canidenarten und unternahm Kreuzungsversuche mit diesen, ist mit seinen zahmen Wölfen mehrfach zur Jagd gewesen.

Er ist der Meinung, dass es für ihn außerordentlich gefährlich gewesen wäre, ihnen die Beute streitig zu machen - obwohl er alle Tiere von klein an aufgezogen hatte. Es funktioniert nur andersherum. Die Wölfe mussten von sich aus die Nähe der Menschen suchen. Für ein solches Verhalten gibt es gute Gründe. In der Nähe des Menschen gab es zusätzlich zu ihrer natürlichen Beute immer reichliche Nahrungsabfälle, die einem Aasfresser sicherlich das Leben erleichtern. Dieses Verhalten zeigen heute noch diverse Canidenformen wie Schakal und Fuchs. Sicherlich ein Grund für den Menschen diese Aufräumer in seiner Nähe zu dulden. Zusätzlich könnten diese Tiere in Zeiten der Not als Nahrungsreserve gedient haben.

Allerdings wurden bei Ausgrabungen niemals größere Mengen augenscheinlich geschlachteter Hunde gefunden. Einige Forscher glauben auch, dass die Tiere in der kalten Jahreszeit als Wärmekissen gedient haben könnten.

Führende Wolfsforscher sind der festen Überzeugung, dass eine psychische und soziale Bindung nur dann erfolgt, wenn man jüngste Welpen bei sich aufnimmt. Niemand weiß was unsere Vorfahren dazu animierte die ums Lager streichenden Aasfresser zu domestizieren.

Reicht allein die Erklärung des Kindchenschemas der Wolfswelpen aus um eine eiszeitliche Frau zu animieren einen Wolfswelpen an die Brust zu legen und zu stillen? Eine andere Milchquelle - geschweige denn Haustiere - gab es noch Jahrtausende lang nicht. Dieser Vorgang müsste nicht nur einmal stattgefunden haben. Er müsste sich unzählige Male auf der ganzen Welt wiederholt haben. Der Wolfsforscher Erik Zimen machte mit 22 Wölfen diesen Zähmungsversuch, jedoch nur ein einziger schloss sich ihm lebenslang an.

Es gibt allerdings viele Zweifel und Ungereimtheiten in dieser Theorie und selbst Ziemen konnte dies im Selbstversuch mit seinen Wolfsjungtieren nicht letztendlich nachweisen.

Man darf jedoch davon ausgehen, dass der Mensch vor 130.000 Jahren wesentlich weniger Wolfsjunge zur Verfügung hatte als Ziemen mit seinen über die Jahre verteilten 22 Wolfswelpen die er diesem Versuch unterzog.

Wie war es aber dann?

Heute vermutet die Wissenschaft die Wahrheit genau andersrum - nicht der Mensch domestizierte den Wolf sondern es war umgekehrt.

Der Wolf sah den Menschen als billigere und ungefährliche Nahrungsquelle an, so wie es heute noch überall in der Welt bei vielen Wildcanidenarten geschieht.

Das Pendant zum heutigen Pariahund entstand, der Pariawolf.

Es hatte plötzlich nicht mehr der entlegen vom Menschen lebende Wolf den Vorteil sondern der Wolf der seine Scheu am besten ablegen konnte - dazu gehört logischerweise auch das Ablegen vieler wölfischer Rituale.

Letztendlich hatte sogar der Wolf den größten Vorteil der auf einen Großteil seiner komplexen, oft auf Aggressionsgesten beruhenden Verhaltensweisen verzichtete und sogar irgendwann dem Menschen aus der Hand fraß.

Er hat nicht nur ein Rudel verloren, sondern ein neues gefunden. Es war nicht mehr nötig das Rudel zusammenzurufen und die Jagderregung zu steigern - es war nicht einmal mehr nötig zur Jagd zusammenzuarbeiten. Das Futter kam von alleine.

Der Mensch profitierte davon zunächst durch verbesserte hygienische Verhältnisse, besserer Gesundheit und zudem durch die Warnung und den Schutz vor Feinden.
Nicht der Mensch fand den Hund - es war der Hund der den Menschen fand!

Über den genauen Zeitpunkt dieser Trennung von Hund und Wolf können wir nur spekulieren. Als gesichert wird ein Zeitpunkt vor 14.000 Jahren angesehen aber neueste Untersuchungen der Genabfolge an Skelettfunden weisen auf einen Zeitpunkt vor 135.000 -150.000 Jahren hin.

Entscheidend für den Prozess der Domestikation ist der Ersatz der natürlichen Selektion durch Zucht. Die gesamte - in allen Lebewesen vorhandene - genetische Variationsbreite wird somit nicht länger durch natürliche Auslese begrenzt, sondern kann sich - durch gezielte Hege der Nachfahren und dem Schutz vor äußeren Einflüssen - nun erst richtig entfalten.

Zu den verschiedenen körperlichen Veränderungen kamen auch die durch Zucht begünstigten Schwerpunkte aus dem ursprünglichen Wolfsverhalten. Förderte man bei den Einen den Jagdinstinkt so wurde bei anderen Tieren die territoriale Aggressivität gefördert. Erst diese Vorgänge ermöglichten die heutige Vielfalt der Hunderassen.

 

Text: Andreas Noll / Lengerich

 

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