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Wie bekomme ich meinen Hund stubenrein?

Diese Frage stellt sich jeder Hundehalter früher oder später. Schaut man in die gängige Literatur oder fragt man in den verschiedensten Foren nach, so bekommt man meist immer die gleichen Standardantworten welche in der Regel auch ganz gut helfen.

Zu diesen Methoden gehört:

  • Ein Losungsspaziergang alle 2 - 3 Stunden und immer unmittelbar nach dem Aufstehen, Fressen und vor dem Schlafengehen.
  • Ein Körbchen direkt neben dem Bett – am besten eins welches dem Hund kein Entweichen während der Nacht erlaubt ( Kennel box ) da Hunde ihre Liegefläche nicht beschmutzen, wenn sie keine Ausweichmöglichkeiten haben. Der Hund lernt also sich zu melden.
  • Nie vom Spaziergang heimkehren, bevor der Hund sich gelöst hat – auch wenn´s Stunden dauert.
  • Nie den Spaziergang sofort nach dem Lösen beenden.
  • Niemals schimpfen wenn man den Hund nicht direkt bei der Defäkation erwischt oder den Hund loben wenn er es an der richtigen Stelle erledigt.
  • Keine späten Mahlzeiten mehr verabreichen.

Ebenso gibt es bei Hunden – genauso wie bei Menschen – immer wieder Rückschläge in der Sauberkeitserziehung. Menschenkinder haben aber einen Vorteil: Man kann ihnen die Zusammenhänge erklären.

Was aber wenn diese Methoden nichts bringen, was wenn der Hund auf Spaziergängen trotz mehrerer Stunden sein Geschäft nicht verrichtet, dies aber sofort in der Wohnung tut ?

Was wenn der Hund Nacht für Nacht in die Wohnung uriniert statt sich zu melden?

Was wenn er immer unter sich lässt wenn er alleine ist?

Dann kommt man mit den obigen Methoden nicht mehr weiter und oft erntet man - sogar von Leuten denen man ein durchschnittliches Hundewissen zutrauen sollte, groteske Aussagen wie es würde sich um Protestpinkeln oder ähnliches handeln, ohne zu wissen worum es eigentlich geht.

Gibt es Protestpinkeln wirklich? Sieht es nicht ganz danach aus? Was sind die Ursachen für jenes Verhalten und wie kann man dies abstellen?

Im Gegensatz zu Katzen gibt es erwiesenermaßen beim Hund kein Protestpinkeln. Es handelt sich hier um eine Vermenschlichung hundlichen Verhaltens um eine Erklärung für dieses Phänomen zu erhalten.

Was sind aber die Ursachen?

Seit langem beschäftigen sich viele Verhaltensforscher mit dem Thema Unsauberkeit bei Hunden. Der weltweit führende Hundpsychologe Dr. vet. M. Dodman fasst diese allgemein anerkannten Ursachen wie folgt zusammen:

1. mangelnde Sauberkeitserziehung
2. angstbedingte Ursachen
3. Markierungsverhalten
4. krankheitsbedingte Ursachen

 

Was bedeutet dies nun für uns?

Der häufigste Punkt dürfte die Sauberkeitserziehung sein. Gerade hier sind Fehler vorprogrammiert - vor allem wenn man sich zu krampfhaft an die obige Liste hält.

Zunächst einmal kann es sein, dass man all diese Tipps wie man sie oben liest nicht konsequent genug und immer verlässlich für den Hund angewendet hat oder er aufgrund einer Zwingerhaltung oder ähnlichen Haltungsumständen niemals eine Sauberkeitserziehung genossen hat.

Dort liegt die Problemlösung ganz einfach im Anwenden all jener hier bereits weiter oben genannten Tipps wie man sie für Welpen auch benutzt.

Oft kommt es aber vor, dass Hunde trotz all dieser Tipps nicht stubenrein werden, die Ursachen also woanders liegen.

Als erstes käme ein Verknüpfungsfehler in Frage. Das Problem vieler Hundebücher ist es stark zu vereinfachen und Standardrezepte zu verkaufen.

Einer dieser Tipps lautet man soll Hunde loben wenn sie ihr Geschäft verrichteten.

Klar hilft dies bei vielen Hunden, wenn man auch grundsätzlich natürliches Verhalten nicht belohnen muss.

Das Problem liegt nur darin beim Hund die passende Verknüpfung zu schaffen. Dabei ist man von unzähligen Zufällen abhängig. Schon ein vorbeilaufender Hund, ein Auto oder sonst etwas können den Hund gedanklich davon abbringen das er sich meldete, und das Lob alleine mit dem Defäkationsvorgang verbinden. Schon haben wir einen typischen Verknüpfungsfehler.

In diesem Fall würde der Hund das „ Geschäft “ mit Lob des Besitzers verbinden. Nicht wenige Hunde wollen dann dem Besitzer zu Hause auch eine solche Freude bereiten und machen dann mitten in die Wohnung!

Genauso problematisch ist das Schimpfen:

Schimpfen ist nur dann erfolgreich wenn man Hunde erwischt. Tut man dies nicht so sind sie zwar in der Lage die Anwesenheit des „ Geschäfts “ und die gleichzeitige Anwesenheit des Besitzers mit Ärger zu verbinden ( daher kommt auch das von uns völlig falsch als schlechtes Gewissen interpretierte Verhalten ) aber es reicht nicht um den Minuten oder gar Stunden zurückliegenden Defäkationsvorgang mit dem Schimpfen zu verknüpfen.

Sie leben im hier und jetzt und können nur sehr bedingt planen. Abstrakt Stunden zurückliegendes Verhalten mit Folgen in der Zukunft zu verknüpfen können sie aber nicht.


Was hat dies nun für Folgen wenn ich schimpfe, wenn der Hund nicht auf frischer Tat erwischt wird?


Schlimmstenfalls verknüpft er die gleichzeitige Anwesenheit von Fäkalien und dem Besitzer mit Ärger und vermeidet schließlich das Zusammentreffen dieser beiden Komponenten indem er künftig vermeidet sich in Gegenwart des Besitzers sich zu lösen.

Er ist geradezu gezwungen sich in Abwesenheit des Besitzers zu lösen.

Hierfür gibt es für den Hund zwei Möglichkeiten:

Das lösen auf Spaziergängen außer Sicht des Besitzers ( kaum möglich ) – die Hunde wollen schließlich sicher gehen, dass Herrchen davon nichts mitbekommt – oder aber heimlich in der Wohnung. Dort ist es viel einfacher wenn Herrchen abgelenkt vor dem Fernseher sitzt.
Wir haben den Hund also zu seinem Verhalten gezwungen, wir haben ihm anerzogen in die Wohnung zu machen.
Nun stellen wir uns den andern Fall vor. Oft wird empfohlen zu schimpfen wenn wir den Hund „ auf frischer Tat “erwischen. Dies ist im Grunde richtig aber auch zu simpel um in jeder Situation zu passen.

Hier kann viel falsch laufen.

Auch hier kann jeder noch so kleinste Zufall eine Fehlverknüpfung zur Folge haben. Der Hund verknüpft dann pauschal das Lösen mit Strafe mit den gleichen Folgen wie oben beschrieben.
Lob und Strafe können gut sein doch sind sie Standartmethoden die vielen Hunden nützen. einigen aber eher schaden, dann sollte man wissen was zu tun ist. Oft hören genau an jenem Punkt die Bücher auf.

Was sollte man aber in jenen Fällen machen?

Zunächst einmal sollte man dem Hund welcher heimlich in die Wohnung macht die Möglichkeit nehmen sich unbemerkt zu entfernen.

Jeder erfolgreiche Lösungsvorgang in der Wohnung bestärkt den Hund positiv dies weiterzutun, jede Bestrafung beim Erwischen bestärkt ihn sich dort zu lösen wo der Besitzer es mit Sicherheit nicht merkt. Wo geht dies leichter als im Nachbarzimmer?

Erwischt man den Hund sollte man ihn Kommentarlos nach draußen setzen und anschließend ein wenig mit ihm spielen.

Kein Geschimpfe, kein Gejubel wenn er sich löst.

Ein weiterer Verknüpfungsfehler der relativ häufig ist liegt darin, dass Hunde sich trotz stundenlanger Spaziergänge erst lösen wenn sie wieder zu Hause sind.

Wie kam es dazu?

Ganz einfach – wir haben es ihm beigebracht, dass ein Häufchen den Spaziergang beendet. Je länger wir drauf warten umso energischer beenden wir in der Regel sogar dieses Abenteuer für ihn.

Da hilft nur eins: Engelsgeduld.

Der Spaziergang darf niemals sofort nach dem Lösen abgebrochen werden. Oberste Regel ist es noch mindestens 5 Minuten länger spazieren zu gehen um diese Fehlverknüpfung ( im Grunde haben die Hunde ja damit recht ) auszuschließen.

Ebenso oft hört man die Aussage Hunde würden nicht die eigne Höhle beschmutzen. Auch dies ist in der Regel richtig, nur haben Hunde eine andere Vorstellung davon als wir. Die Höhle ist nicht unser ganzes Haus sondern nur der eng benutzte Kernbereich welcher am stärksten nach dem eigenem Rudel riech. Löst der Hund sich also in einer entlegenen Ecke des Hauses so sollten sie chemisch den Lösungsgeruch bekämpfen und sich in der nächsten Zeit ganz bewusst und besonders oft in jener Ecke mit dem Hund aufhalten.

An zweiter Stelle stehen angstbedingte Ursachen. Oft ist hier übertriebene Härte in der Erziehung als Ursache anzusehen.

Gerade das Urinieren bei der Begrüßung ist als Beschwichtigungssignal zu werten. Abhilfe schafft hier eine faire aber dennoch konsequente Erziehung bzw. eine Abschaffung der angsterzeugenden Ursachen. Der Hund muss bei der Ankunft ignoriert werden, wie Hunde es untereinander auch tun, keine Begrüßung, kein Trösten.

Die dritte Alternative “ Unsauberkeit aufgrund von Markierungsverhalten “ ist ein ganz deutlicher Hinweis auf eine Rangstörung.

Hier sollte man sich unbedingt die Hilfe einer Hundeschule einholen.

Als letztes kommen eine Reihe von Krankheiten (bei Hündinnen auch Kastrationsfolgen) als Ursache in Frage.

Der Gang zum Tierarzt sollte daher immer die erste Maßnahme sein welche man ergreift.

 

Text: Andreas Noll / Lengerich

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