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Dominanz oder positive Bestärkung - ein Wiederspruch ?

In den letzten 10 Jahren, in Deutschland aufgrund von Übersetzungsverzögerungen und geringen Interesses der Verlage erst in den letzten 3 -5 Jahren, kommt das herkömmliche Wort Dominanz in Beziehung zur Hundeausbildung immer mehr in Verruf.

Dominanz wird gleichbedeutend mit Gewalt und Unterdrückung gesetzt und positive Bestärkung scheint das Mittel der Wahl zu sein.
Es drängen Bücher auf den deutschen Markt die einen Wissensstand wiederspiegeln der vor einigen Jahren als revolutionär galt – im Grunde jedoch veraltet ist - und erst jetzt ins Bewusstsein der deutschen Leser gelangt.
Sie beinhalten Untersuchungen verschiedener Kynologen - gemacht in amerikanischen Naturschutzgebieten. Im Wesentlichen sagen diese Untersuchungen aus, das natürliche Leben eines Wolfsrudels finde in einer Eltern / Kind – Familie statt in der es eine gewachsene Rangordnung gäbe. Automatisch wären immer die Eltern über die Welpen dominant.

Diese sogenannte natürliche Dominanz würde nicht in Frage gestellt bis die Welpen zum Gründen eines eigenen Familienrudels abwandern würden um selbst über Ihre eigenen Welpen dominant zu werden.

Das ist vermutlich richtig.
Man vergisst dabei aber dass es sich um in Expansion begriffene Bestände handelt und dass es auch dort gewachsene Dominanzverhältnisse gibt.

Sind aufgrund einer großen Bestanddichte, starken Bejagungsdruckes oder sonstiger unmöglichen Abwanderungsmöglichkeit die Tiere gezwungen in großen Rudeln zu leben ( wie es für Wölfe ja ursprünglich normal ist ) treten strenge hierarchische Strukturen auf, jeder kann dies am Wolfsgehege oder im eigenem Hunderudel feststellen.

 

 

Dominanzverhältnisse zu leugnen, bedeutet die Augen zu verschließen.
© outdoorsman - Fotolia.com

 

Was immer beim begeisterten Lesen dieser „ revolutionären “ Arbeiten übersehen wird ist folgendes:

Diese Wölfe verlassen Ihr Rudel mit Erlangung der körperlichen Reife, jedoch weit vor Erlangung der sozialen Reife.
Sind also überhaupt Wölfe als Beispiel heranzuziehen dann am ehesten Gehegewölfe welche – genau wie Familienhunde – nicht aus ihrem Rudel so einfach abwandern können.
Das bestätigen ebenfalls die Untersuchungen am Kieler Institut für Haustierkunde, den Jackson Laboratories und diverse andere Untersuchungen von Gehegewölfen und Hunderudeln.

In allen Fällen gab es strenge Hierarchien bis hin zur Tötung von Tieren oder deren Welpen wenn ein Verstoß gegen das Rangsystem vorlag.

Die letzte mir bekannte Tötung eines Gehegewolfes durch das komplette Rudel aufgrund von Rangstreitigkeiten fand am 13.01.2008 im Abenteuerzoo Metelen statt. Dieser Fall stellt weder eine Ausnahme, noch eine Seltenheit dar, wenn soziale Caniden keine Möglichkeit der Abwanderung vom Rudel haben. Sei es als Wolf im Gehege, in Freiheit in überbesiedelten Wolfsrevieren oder sei es als Hund in der Familie…

 

Hierarchien sorgen für ein geregeltes Miteinader.
© Denis Pepin - Fotolia.com
 


Eine Rangfolge ist friedenssichernd und überlebenswichtig für alle sozialen Raubtiere.
Es werden in diesen ausschließlich kommerziellen Büchern also Sachen verglichen die sich nicht vergleichen lassen. Zu schön die Vorstellung einer Hundewelt wie Disney sie uns suggeriert mit Hunden die eine Menge Verständnis für Ihre Besitzer mitbringen – entbindet uns dies doch schließlich davon Verständnis für unsere Hunde aufbringen zu müssen.

Jetzt lässt dies auf den ersten Blick lediglich zwei verschiedene Handlungsmöglichkeiten zu. Zum einen ein Dominanzmodell welches im Grunde seit Anfang des 19. Jahrhunderts besteht und in dessen Namen hunderte von Hunden gequält und gebrochen wurden. Viele Hunde wurden erst dadurch aggressiv und mussten dies mit dem Leben bezahlen.
Zum anderen ein Antiautoritätsprinzip welches in der Praxis bereits in den 70´er Jahren völlig scheiterte und ebenso vielen Hunden das Leben kostete.

Was ist aber die Lösung? In welche Richtung sollten wir gehen? Was ist hundgerecht?


Es ist klar das Hunde Sozialstrukturen brauchen, eine Rangordnung, einen der die Regeln aufstellt. In der Natur derjenige der die Jagd eröffnet, im Haushalt derjenige welcher dem Hund unsere Regeln vermittelt und sie im Idealfall auch durchsetzt.

So hart es klingt – wir wünschen von unserem Hund ein Verhalten welches in keinster Weise natürlich ist – also müssen wir es ihm vermitteln. Natürlich wäre es beispielsweise für jeden Hund Nachbars Katze zu erlegen, Kindern auf Fahrrädern hinterher zu jagen oder einfach ins Wohnzimmer zu machen oder wenigstens mehrmals täglich dessen Ecken zu markieren.

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Was machen wir aber in solchen Fällen? Welche Möglichkeiten haben wir? Dominanz oder Gewalt? Positiv bestärken?


Was tun wir wenn es um Aggressivität geht? Wenn ein Hund erst beißt sind wir mit positiver Bestärkung und Ignoranz schnell am Ende – wir werden keinen Erfolg haben. Warum beißt überhaupt ein Hund?
Es gibt unzählige Theorien zu diesem Thema. Die einen sprechen grundsätzlich von Dominanz welches meiner Meinung nach Unsinn ist, andere von Trieben, weitere haben auslöserbezogene Theorien.

 

Hier hilft Igorieren und positive Bestärkung alleine nicht weiter.
© Marflow - Fotolia.com

 

Die Anhänger der reinen Dominanztheorie setzen in solchen Fällen auf Unterordnungsbefehle und ständigen Blickkontakt, die anderen suchen nach den Ursachen. Einem joggerjagendem Hund wird beispielsweise die Möglichkeit gegeben anderseits seinen Jagdinstinkt abzugewöhnen während man synchron versucht in den Problembereichen eine Umkonditionierung zu schaffen.
Erfolg haben ohne Zweifel beide und auf beiden Seiten gibt es glückliche Hunde und Besitzer wie auch Totalversager. Es gibt keinen goldenen Weg!
Was ist richtig?

Die Puristen der Dominanztheorie fragen sich ob es einen Unterschied mache ob der Hund aus dem einem oder anderem Grund zubeißt , die einzig relevante Frage sei die Unterscheidung zwischen erwünschtem und unerwünschtem Verhalten.
Die Ursachenforscher meinen es sei sehr wohl von Interesse da ein Hund nicht immer und auf allen Gebieten aggressiv ist.
Andererseits ist es nachgewiesen, dass ein Hund der auf einem Gebiet lernte mit aggressivem Verhalten sein Ziel zu erreichen dies auch auf andere Gebiete ausweitet.

Führt gewohnte Handlung wie Flucht ( Beispiel Angstbeißer ) nicht zum gewünschten Erfolg ( Abstand zum angsteinflößenden Objekt zu gewinnen ) so wird der betreffende Hund hektisch versuchen Ersatzhandlungen auszuprobieren.

Schnell wird da eine Aggression gewählt. Das fatale an der Situation ist jedoch, dass wenn dies nach einer Weile auch nicht mehr den gewünschten Erfolg zeigt, sofort zu noch offensiverem Verhalten gegriffen wird.

Dies führt dazu, dass nach einer einzigen schlechten Erfahrung mit einem anderen Hund, nach wenigen vergeblichen Drohgesten bald jeder Hund offensiv angegriffen werden kann.
Hat der Hund jedoch auf einem Gebiet positive Erfahrungen mit aggressivem Verhalten gemacht so wird er es auch bald auf anderen Gebieten bevorzugt einsetzen.

Was bedeutet das für uns? Haben damit die Dominanzpuristen recht? Kommt es nur drauf an ob ein Verhalten erwünscht oder unerwünscht ist? Rücken so nicht die Ursachen in den Hintergrund? Oder macht es Sinn zunächst im Hauptproblemgebiet Alternativlösungen durch Gegenkonditionierung und erhöhte Stressresistenz zu verringern um dann gezielt andere Probleme anzugehen?
Der Hundebuchautor Brian Kilcommons beschrieb die Lage einmal wie folgt:
„Das Einzige, worauf sich zwei Hundetrainer einigen können, ist, dass ein dritter Unrecht hat. “ Und damit hat er recht! Niemand hat den absolut richtigen Lösungsweg und wie immer haben Extremisten absolut Unrecht da sie blind für eine objektive Beurteilung sind.

 

Das Aufstellen, Durchsetzen und Einhalten von Regeln ist die Grundlage jedes Zusammenlebens

© Martina Berg - Fotolia.com

 

Die Dominanztheorie wird heute aufgrund der hier neu auf den Markt drängenden Antidominanztheorien oft als sehr negativ angesehen.

Eine der Autorinnen die diese Strömung mit als erste ins Bewusstsein der Leser brachten war Jean Donaldson in Ihrem Buch „ Hunde sind anders “.

Sie hat in vielem Recht was sie schrieb vor allem Ihre Annahme Hunde seien Opportunisten die immer auf ihren eigenen Vorteil aus wären ist einer der wichtigsten Lehrsätze die sich jeder hinter die Ohren schreiben sollte.
In anderen Punkten haben Ihre Theorien jedoch eine zwar auf den ersten Blick recht einleuchtende aber leider erstaunlich vordergründige Logik die eine ernsthafte Beschäftigung mit der Thematik Dominanz vermissen lässt.

Es klingt bestechend logisch wenn sie 1996 schreibt:
„ Mein Lieblingsmythos ist das Ding mit dem Zuerst-durch-die-Türe- gehen. Welcher Wirrkopf hat die Vorstellung aufgebracht es bedeute Dominanz oder er übte eine solche aus, wenn er vor dem Besitzer durch die Eingangstür stürzt?
Wenn Hunde durch Türen stürzen, versuchen sie die Distanz zwischen sich und dem was draußen ist, so schnell wie möglich zu überwinden, weil sie aufgeregt sind, weil sie niemals von einem Grund gehört haben, warum sie dies nicht tun sollten. Wann immer ein Hund etwas tut, sollte man erst einmal folgende Gründe ausschließen, anstatt sich von einer so dummen Theorie wie der Rudeltheorie überwältigen zu lassen: weil sein Verhalten durch irgendetwas in der Umgebung bestärkt wird oder weil vorher noch niemand auf die Idee gekommen ist, es anders zu verlangen. “

Nun heute spricht kein Kynologe der Welt noch ernsthaft von diesen damaligen Thesen. So logisch sie klingen so unüberlegt sind sie. Dennoch waren sie wichtig zu jener Zeit. Mahnten sie uns doch diffiziler nachzuforschen warum ein Hund so handelt wie er handelt.

Es ist naiv von Ihr zu meinen ein Besitzer den dieses Verhalten stört würde niemals auf die Idee gekommen sein dies zu unterbinden. Was ist aber wenn der Hund dann dennoch nicht hört? Ist es dann immer noch einzig und alleine Neugier oder der Wunsch die Distanz zu verringern? Liegt nicht ein wenig Missachtung des Kommandos dahinter? Klar ist dieses Hundeverhalten normal und natürlich aber wir erinnern uns an den Text weiter oben in dem ich aufzeigte, dass im Familienbetrieb völlig natürliches Hundeverhalten nur seltenst erwünscht ist. Immer gibt es Regeln, Hierarchien und damit auch Dominanz um diese durchzusetzen – dies bestreitet die Autorin auch nicht.

Ist denn alles mit in diesem Beispiel mit Dominanz zu erklären?


Natürlich nicht !! Neben ihrem Beispiel gibt es viele andere Gründe die ein derartiges Verhalten fördern. Als erstes wäre hier zu nennen, dass viele Besitzer durchaus einen wachsamen Hund wollen, nur dem Hund nie die Grenzen aufzeigten bzw. sich derer selbst nicht bewusst sind. Weiter wird jenes Verhalten automatisch positiv bestärkt – Beispiel Briefträger: Er dringt in das Revier ein, der Junghund knurrt, der Briefträger verschwindet weil die Post eingeworfen wurde. Der Hund verknüpft dieses Verschwinden jedoch nicht mit der Post sondern mit seinem Knurren. Das nächste Mal wird er stärkere Drohgesten wählen und auch damit scheinbar Erfolg haben bis sich das Verhalten bei jedem Neuling verselbstständigt.

Was hat das nun mit der Tür zu tun?
Natürlich hat die Autorin recht wenn sie beschreibt man könne Dominanzverhalten damit nicht korrigieren indem man zuerst durch die Türe geht, den Hund als letztes mit Nahrung versorgt oder ähnlichen Tipps.

Hier muss immer symptomatisch auf die jeweilige Situation eingegangen werden. Ihre Ausführungen zeigen aber dass sie sich mit moderner Dominanztheorie niemals auseinandersetzte.

Geht der Hund gegen den Willen des Besitzers auf jeden Besucher los so handelt es sich um Ignoranz dessen Führungsanspruches sofern er das Kommando kennt.
Hier hat die Futterschüssel oder die Türe nur zweitrangige Bedeutung, die aber nicht zu unterschätzen ist. Liegt eine Rangstörung vor so muss zusätzlich zur symptomatischen Behandlung auch auf anderen Gebieten klargestellt werden das man die Regeln bestimmt.
Hunde sind keine Tyrannen und Hundealphas werden niemals jeden Regelverstoß ahnden, ja sie sind erstaunlich großzügig und schon ein Blick zeigt dem Missetäter, dass er etwas tut was er nicht darf – dennoch gibt es keinen Ärger für ihn.

Wird aber ein kompletter Herrschaftsanspruch in Frage gestellt so hat der Emporkömmling nichts zu lachen, er wird in allen Bereichen dominiert um ihm seine Stellung zu vergegenwärtigen. Nichts anderes ist die Türgeschichte – ein zusätzliches Vorführen des richtigen Stellungswertes – auch auf scheinbar nebensächlichen Schauplätzen.


Man darf jedoch nicht den Umkehrschluss wagen ein Hund auf dem Sofa, im Bett, der zuerst Fressen bekommt oder durch die Türen stürmt wäre automatisch ranghoch. Immer müssen andere Ursachen (Gewöhnung, unbewusste Erwartungshaltung des Besitzers, mangelnde Erziehung, Aufregung,) ausgeschlossen werden und bei weitem nicht immer ist dies auch behandlungswürdig. Ist ein Hund aber dominant so muss man auch auf diesen Gebieten handeln.
Hier haben Bücher wie dieses gute Arbeit geleistet und uns die Augen geöffnet, dennoch sind sie vordergründig und oft fanatisch – also dadurch in weiten Teilen unbrauchbar sofern sie als alleinige Lektüre dienen. Zusätzlich hinzugezogen aber vermutlich ein Segen für die Hunde.

Ganz unwissenschaftlich absurd und nicht zu Ende gedacht wird die Diskussion, wenn als Argument ins Spiel gebracht wird, Hunde würden Menschen nicht als Artgenossen sehen und deshalb mit Ihnen kein Dominanzverhältnisse eingehen.

Dieser Einwand ignoriert die Tatsache, dass Hunde eben nichts als Hunde bleiben und daher auch nur in hundlichen Verhaltensmustern reagieren können. Der Hütehund bestimmt wo die Herde langläuft, er dominiert die Schafe bis hin zu Bissen, obwohl er sich bewusst ist kein Schaf zu sein.

Wir sehen an uns selbst, wie schwer es ist einen Hund als Hund zu sehen, immer interpretieren wir sein Verhalten nach menschlichen Verhaltensweisen, dem Hund ist nichts anderes möglich als nach Hundeart zu reagieren und dies ist hierarchisch.


Es ist immer wichtig beide Seiten zu kennen um objektiv urteilen zu können.
Was bedeutet aber nun Dominanz, warum sind so viele Menschen zu Recht strikt gegen sie?
Dominanz bedeutet nichts anderes als sich gegenüber einem anderen Lebewesen durchzusetzen. Dominanz bedeutet nicht blind zu sein für die Bedürfnisse der Lebewesen, gar sie zu unterdrücken oder zu misshandeln.
Hunde sind Opportunisten die immer auf Ihren Vorteil bedacht sind. Dies ist auch die anerkannte Meinung der Dominanzgegner. Leider lässt sich dieser Vorteil mit unserem Leben als Menschen in einer Gemeinschaft von Menschen nicht decken. Es müssen also Regeln her welche auch durchgesetzt werden können.

 

In der Natur ist fest geregelt, wer das Zusammenleben bestimmt.
© Fred - Fotolia.com
 


Hier gibt es viele Methoden: Besonders populär und auch erfolgreich ist die positive Bestärkung.

In ihrer Reinform beinhaltet die positive Bestärkung das Ignorieren von unerwünschtem Verhalten und das Belohnen von erwünschten Tätigkeiten.
Sie hat aber Grenzen wenn das unerwünschte Verhalten eine stärkere Belohnung für den Hund darstellt als das erwünschte Verhalten. Es kann für den Hund ein viel stärkerer Reiz, eine höhere Belohnung sein ein Kaninchen zu jagen als die Folgen einer Ignoranz durch den Besitzer darstellen.
Der Hund bestärkt sich dann selbst positiv – mit unerwünschtem Verhalten. Alleine ist positive Bestärkung also nicht zu Händeln.
Man benötigt eine Möglichkeit negatives Verhalten zu verhindern. Die Jagd auf Nachbars Katze stellt unter Umständen für den Hund eine größere Belohnung dar als das Leckerli oder der Klicker in unserer Hand – und was dann? Jedes Rufen, jedes Klickern in einer solchen Situation bringt nur den Lerneffekt das es nicht unbedingt nötig ist uns zu gehorchen – im Gegenteil: Gehorchen lohne sich nur wenn ordentlich was dabei rumkommt.

Es muss also auch ein Mittel her um unerwünschtes Verhalten zu unterbinden – sonst geht es nicht.
Früher – hauptsächlich unter der mittelalterlichen Dominanzansicht der 70´er Jahre zwängte man den Hund in Stachelhalsbänder, Würger, brach sie, warf nach ihnen mit Steinen oder Ketten oder machte Unterordnungsübungen bis der Hund nur noch unterwürfig hinter dem Besitzer her kroch. Dies kann es nicht sein und dies hat nichts mit Sachkenntnis zu tun. Leider ist diese Methode auch heute noch bei einigen Haltern gebräuchlich.

Diese Methode nennt man positive Strafe ( im Sinne von aktivem Hinzufügen unangenehmer Sachen ). Zweifellos hilft sie sollte aber absoluten Kapitalverbrechen des Hundes vorbehalten ( wie es Hunde untereinander auch tun ) sein und niemals in der normalen Grunderziehung eingesetzt werden. Ängstliche Hunde versaut man damit zumeist erst recht und sind sie ängstlich-aggressiv ( Angstbeisser ) so wird das Verhalten dadurch eher gefestigt werden. Hinzu kommt immer auch eine Verknüpfung der Strafe mit dem Besitzer.
Was bleibt uns aber sonst an Einflussnahme auf den Hund wenn das aktive Hinzufügen von unangenehmen Sachen wie es früher üblich war in der Regel unterbleiben sollte?

Eine Möglichkeit wäre das Hinweg lassen von Privilegien auch negative Strafe (im Sinne von etwas Hinweg fallen lassen) genannt. Man kann beim zu wildem Spiel dies sofort unterbrechen, beim ziehen des Hundes um irgendwohin zu kommen Zwangspausen einlegen bis der Hund merkt das nur lockeres Gehen ihn zum Ziel bringt, man kann den Hund beim anspringen zur Begrüßung von dieser ausschließen indem man ihn kommentarlos auf den Platz schickt. Man kann ebenso das ihm in Krisensituationen als Anreiz vor die Nase gehaltene Leckerli kommentarlos in die Tasche stecken und umkehren, ...... Dies ist die bessere Methode und sollte die Regel in der Problembewältigung sein.

Auch gibt es viele andere Methoden Hunden Wissen zu vermitteln oder unerwünschtes Verhalten zu ändern.

Da gibt es die Konditionierung in ihren unterschiedlichen Formen, die Gewöhnung, Extinktion, Desensibilisierung und Sensibilisierung, und gezielte Verstärkung welche jedoch guten Grundgehorsam voraussetzt und folgende Versionen umfasst:


1) Gezielte Verstärkung von unvereinbarem Verhalten:


Hier wird beispielsweise einem ziehendem Hund das Kommando Platz gegeben. Zweck:

Ein liegender Hund zieht nicht. Einem andere Hunde beißenden Hund wird beigebracht einen Ball im Fang zu tragen - ein tragender Hund hat den Fang nicht frei,



2) Gezielte Verstärkung von Alternativverhalten:

Wird genommen wenn kein unvereinbares Verhalten möglich ist. Beispiel: Ein Kläffender Hund wird durch die Konzentration auf einen neuen Befehl vom Verhalten abgehalten. Nach und nach verbindet sich der Reiz mit dem Alternativverhalten.



3) Gezielte Verstärkung von verschiedenem Verhalten:

Hier geht es darum das Nichtauftreten einer Verhaltensweise zu Belohnen. Beispiel: Einem auf andere Hunde aggressiv reagierendem Hund wird ein Leckerli vor die Nase gehalten welches er erhält wenn er sich ruhig verhält.




4) Gezielte Verstärkung von herausragendem Verhalten:


Hier geht es drum das Gelernte zu festigen und dem Hund das gewohnte Leckerli nur noch zu geben wenn ein Befehl besonders schnell oder sauber durchgeführt wird.


Diese Verstärkungssorten mit dem Entfernen von Privilegien und Vorteilen sollten ausreichen einen Problemhund zu erziehen. Wichtig ist jedoch eine Hundeschule um einen gewissen Grundgehorsam voraussetzen zu können.
Als stärkste positive Strafe sollte ein seltener Schnauzgriff ausreichen – wir erinnern uns ja, dass wir auch ein Mittel brauchen wenn Nichtgehorsam den Hund stärker belohnt als Gehorsam dies täte.

Hat dies nichts mit Dominanz zu tun? Stellen wir nicht dennoch die Regeln auf und setzen sie durch? Es geht nicht um das Thema Dominanz an sich sondern darum was wir darunter verstehen.

Dominanz und Rangfolge wie Hunde es verstehen hat nichts mit Brechen einer Hundeseele zu tun – wer dies meint argumentiert naiv und hat sich nicht damit auseinandergesetzt – egal ob Anhänger oder Gegner der Dominanztheorie, er hat veraltete Ansichten.

Oft höre ich den Vorwurf ich würde nicht über den Tellerrand hinausschauen. Meist sind dies Leute die Ihre Meinung weder begründen können noch lesen was ich überhaupt schreibe.

Immer bisher jedoch waren es Leute die selbst nicht über Ihren Tellerrand schauen und niemals mit modernen Ansichten die Rangstruktur betrachteten. Sie gehen von mittelalterlichen Methoden aus welche kein Mensch heute mehr favorisiert. Sie sind genauso veraltet in ihrem Wissen wie die Puristen der Wolftheorie den man brechen müsse da sie diese als aktuellen Dominanzstand erahnen.

Ich finde es höchst bedenklich wenn junge Autoren – aus Angst vor den ehemals hundebrechenden Dominazmethoden diese komplett verleugnen und sich abenteuerliche geistige Verrenkungen erlauben um dieses Wort - in dessen Namen soviel Unheil an Hunden angerichtet wurde - zu vermeiden.
So spricht man von gewachsenen Familienstrukturen beim Wolf in Expansionstendenz ohne sich deren Unübertragbarkeit bewusst zu sein, so spricht man von Hunden mit Kontrollkomplex oder ähnlichen abenteuerlichen Umschreibungen.
In einem Buch ( im Übrigen sehr gutem Buch ) wird in jedem Satz Lindsay´s „ Handbook of aplied dog beahvior and trainig ( 2001 ) “ als Beweis für die eigene These zitiert mit dem Hinweis an den Leser das Wort Dominanz durch Kontrollkomplex oder ähnliches zu ersetzen. Das kann es doch nicht sein. Man kann nicht etwas als Beweis heranziehen indem man die Kernaussage selbstständig komplett verändert.

Die Dominanztheorie verkam zu einer falsch verstandenen. Es geht längst nicht mehr um die Bestie welche nur durch Härte bezwungen werden kann.
Dominanz und Rangfolge bedeutet Vertrauen schaffen, den Schutz des Rudelführers zu vermitteln wie dies in Hunderudeln auch geschieht und dem Hund klare orientierende Strukturen zu vermitteln. Hundegehirne können auf sozialer Ebene nur in hierarchischen Strukturen denken und unsere Regeln ermöglichen es ihnen erst sich in unserer Welt im Wechselspiel zwischen Welpe der von uns ernährt und Rudelboss - welcher uns unter Umständen gar als blinde Menschen über die Straße führt - zurecht zu finden.

Auch Hunde nutzen diese Strukturen nicht um sich gegenseitig zu brechen sondern um sich zu stützen und um eine starke Gemeinschaft zu werden. Machen wir als Besitzer also die Augen auf für hundgerechte Dominanz und Rangstrukturen.
Wir müssen uns verabschieden vom Gedanken an einen und der nur drauf wartet uns als Chefs entthronen zu können. Wir müssen es sehen als das was es ist. Jede Art der Rangordnung, der Dominanz ist nicht drauf gerichtet die Rudelherrschaft zu übernehmen sondern unsere Welt für den Hund verarbeitbar zu machen.

Bieten wir ihm nicht das Umfeld was er braucht ist er gezwungen selbst orientierende Strukturen zu schaffen – ohne Hass und bösen Willen gegen den Besitzer.
Wer also seinem Hund was Gutes tun will sollte ihm diese Strukturen bieten – ohne Angst davor das Ding auch beim Namen zu nennen – vielleicht als Vorreiter eines neuen, hundgerechteren Denkens wie es einst zu ihrer Zeit die Gegner der Dominanztheorie waren, bis die Wissenschaft uns eines Tages wieder ein Stück näher an die Seele des Hundes führt.

Falsch ist nicht die Tatsache, dass es Dominanz gibt und geben muss, falsch ist das was wir unter Dominanz verstehen.

 

 Text: Andreas Noll / Lengerich

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